Ein Tag in Gelb

12 Stunden Stadtbahn: vom Arnulf-Klett-Platz bis zur Zahn-Nopper-Straße

Geschafft!

3 Personen, 12 Stunden, 185 Haltestellen

Wir starten gut gelaunt in den Tag in Gelb ... und geben auch gerne ein Interview für die StZ An Endhaltestellen ist die Stadtbahn noch leer Beim Südheimer Platz geht's zur Seilbahn Jede besuchte Haltestelle wird dokumentiert Wir steigen mehr als 27 mal um Um 18.30 dann die Überraschung: Betriebsstörung Es wird ein Busersatzverkehr eingerichtet Die U4 nach Botnang fährt nach einiger Zeit wieder Vergessen? Nein: Alle 185 Stellen wurden besucht.
Nach fast 12 Stunden haben wir am Samstag, den 26. Juli 2008, um 21.17 Uhr unser Ziel erreicht: Innerhalb eines Tages haben wir alle Stadtbahnhaltestellen des SSB-Netzes besucht. Durch eine Betriebsstörung im Bereich Staatsgalerie mussten wir unser Tour kurzfristig ändern und hatten erst um 21.17 Uhr – zwei Stunden später als geplant – die letzte, der zu besuchenden Haltestellen, erreicht. Eine ausführliche Berichterstattung gibt es hier, die Haltestellenfotos folgen in den nächsten Tagen.

Die Idee

Eine Romanvorlage von Keith Lowe

Die Aktion geht auf den Roman »Auf ganzer Linie« von Keith Lowe zurück, in dessen Handlung die Hauptperson aufgrund einer Wette während eines Betriebstages alle Stationen der Londoner U-Bahn erreichen und fotografisch festhalten muss. In Stuttgart stellt dies zwar ein weitaus geringeres Problem dar, verlangt dennoch einiges an Planung. Ziel der Aktion »Ein in Gelb« ist es, alle Haltestellen der Stuttgarter Stadt-, Seil-, und Zahnradbahn in weniger als 12 Stunden mittels öffentlicher Verkehsmittel besucht zu haben.

Die Regeln

Gerlingen – Pragsattel – Mönchfeld

29 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, 1 × umsteigen

Wir starten gut gelaunt in den Tag in Gelb
Wir warten in unseren gelben T-Shirts an der Haltestelle Gerlingen auf unsere erste Bahn. So wie es aussieht wird sich unserer Aktion keiner mehr anschließen. Auf dem Bahnsteig befinden sich noch ein paar andere Fahrgäste, die uns aber nicht weiter beachten. Wir werden die gesamte Aktion zu dritt durchziehen. Wie geplant setzt sich die U6 pünktlich um 9.27 Uhr in Richtung Pragsattel in Bewegung. Zu Beginn der Fahrt besteht unser einziges Problem darin den optimalen Sitzplatz, von dem aus man die Namen der Haltestellen gut fotografieren kann, zu finden. Schließlich soll die Aktion ausführlich dokumentiert werden. Auf der ersten Teilstrecke fotografiert ausschließlich Marcel, während ich die Haltestelle auf dem Streckenplan abstreiche. Später werden wir beide fotografieren, damit wir die Namen der Haltestellen auf jeden Fall dokumentiert haben. Es kann immer mal vorkommen, dass dieser an einem anderen Ort angeschrieben ist, als gedacht. Vier Augen sehen mehr als zwei. Während wir fleißig fotografieren passt Claudia auf, dass wir am Pragsattel nicht vergessen umzusteigen. Ab hier geht es mit der U5 weiter nach Norden, Richtung Mönchfeld.

Mönchfeld – Hauptbahnhof – Möhringen – Leinfelden

35 Haltestellen, 1 Stadtbahnlinie, ohne umsteigen

Im Interview für die Stuttgarter Zeitung
Die Strecke Mönchfeld – Leinfelden wird unser erster großer zusammenhängender Streckenabschnitt, an dem wir nicht umsteigen müssen. Mit der gleichen U5, mit der wir in Mönchfeld angekommen sind, geht es um 10.17 Uhr weiter quer durch die Stadt nach Süden. Wir passieren um 10.44 Uhr den Hauptbahnhof, an dem Simone Deitmer, Redakteurin der Stuttgarter, Zeitung sowie ein Fotograf zusteigen. Wir hatten im Vorfeld bereits Kontakt, nachdem ein anderer Redakteur über mein Posting im Stuttgart-Blog auf unsere Aktion aufmerksam wurde. Bereitwillig stellen wir uns den Fragen der Redakteurin und plaudern locker über unser Vorhaben. Der Fotograf verlässt uns nachdem er seine Bilder gemacht hat, Simone Deitmer bleibt jedoch noch und führt ihr Interview fort.

Leinfelden – Möhringen – Plieningen (Landhaus)

11 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, 1 × umsteigen

Auch in Leinfelden müssen wir nicht aus der Bahn und verlassen diese daher nur um etwas Frischluft zu schnuppern. Die selbe U5, mit der wir bereits vom Pragsattel aus nach Mönchfeld und von Mönchfeld aus nach Leinfelden gekommen sind, wird uns wieder nach Möhringen zurück bringen. Bei der Streckenführung ist es unvermeidlich Haltestellen mehrfach anzufahren. Im Verlaufe des Tages wird dies noch einige Male geschehen. Weniger doppelte Haltestellen hätte mehr Umsteigen bedeutet, was die Gesamtfahrzeit verlängert hätte. In Möhringen verlässt uns die Redakteurin und tritt ihre Rückfahrt zurück an, während wir noch am Anfang unserer Tour stehen und noch nicht einmal ein Drittel unserer Gesamtstrecke hinter uns gebracht haben. Wieder zu dritt fahren wird mit der U3 bis zur Haltestelle Landhaus.

Plieningen (Landhaus) – Möhringen – Vaihingen

10 Haltestellen, 1 Linie, ohne umsteigen

An der Haltestelle Landhaus wendet die U3 und fährt wiederum über Möhringen bis Vaihingen. Erste Hungergefühle kommen auf. Es ist inzwischen kurz vor zwölf Uhr.

Vaihingen Bf – Südheimer Platz – Waldfriedhof – Südheimer Platz – Remseck

40 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, Seilbahn, 3 × umsteigen

Beim Südheimer Platz geht's zur Seilbahn
Von Vaihingen fahren wir mit der U14 bis zum Südheimer Platz. Hier wartet die Seilbahn auf uns, mit der meine beiden Mitfahrer noch nie gefahren sind. Bei mir dürfte es auch schon zehn Jahre her sein und so haben wir uns alle auf diesen Abschnitt gefreut. Dieser Streckenabschnitt wird sicherlich das Highlight des Tages bilden. Nach einem kurzen Fußweg sind wir an der Seilbahn angelangt, die sich mit einem Knarzen in Bewegung setzt.
Wir nutzen die 15 minütige Pause auf dem Waldfriedhof, bis die Bahn wieder zurück zum Südheimer Platz fährt um etwas zu essen. In unseren Rucksäcken warten jede Menge belegte Brötchen auf uns, die unseren Hunger erstmal stillen. 16 Minuten später fährt die Seilbahn wieder hinab. Wir spurten Richtung Stadtbahnhaltestelle, doch die U14 fährt uns vor der Nase davon. Wir müssen auf die nächste U14 warten und kommen mit zehn Minuten Verspätung ins Remseck an.

Remseck – Max-Eyth-See – Neugereuth

9 Haltestellen, 1 Stadtbahnlinie, 1 Buslinie, 1 × umsteigen

Von Remseck geht es nach Neugereuth. Um mit der U14 nicht die ganze Strecke von Remseck zurück bis zur Mercedesstraße in Bad Cannstatt fahren zu müssen, kürzen wir die Strecke mit dem Bus 54 ab, der vom Max-Eyth-See nach Neugereuth fährt. Die Wartezeit auf den Bus verkürzt sich von fünfzehn auf fünf Minuten, da wir auf Grund der Verspätung am Südheimer Platz mit einer Bahn später als erwartet am Max-Eyth-See ankommen. Um 13.54 Uhr sitzen wir im geplanten Bus und haben unsere Verspätung quasi wieder aufgeholt. Da ich vorher noch nie in Neugereuth war wusste ich nicht wie weit die Stadtbahnhaltestelle von der Bushaltestelle entfernt ist. Wir erblicken das Schild jedoch recht schnell und begeben uns zielstrebig zur Stadtbahnhaltestelle.

Neugereuth – Mercedesstr. – Fellbach

19 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, 1 × umsteigen

Um 14.02 Uhr fährt die U2 von Neugereuth mit uns stadteinwärts. Das Fotografieren geht inzwischen wesentlich entspannter. Wir fotografieren die Haltestellennamen meist schon beim Einfahren in die Haltestelle wenn wir sie erblicken. So kommt es kaum noch zu hektischen Situationen, wenn die Bahn an einer zum fotografieren ungünstigen Stelle zum Stehen kommt. Die Mitfahrenden schauen uns zum Teil skeptisch an, aber keiner sagt etwas. An der Haltestelle Mercedesstraße steigen wir in die U1 Richtung Fellbach um. Warum ich ausgerechnet diese Haltestelle zum Umsteigen gewählt hatte und nicht den Wilhelmsplatz will mir nicht in den Kopf. Am Wilhelmsplatz hätten wir einfach über die Gleise gehen können, in der Mercedesstraße müssen wir die Schienen in einer Unterführung unterqueren. Die zwei Minuten später ankommende U1 erreichen wir dennoch und fahren mit ihr bis nach Fellbach.

Fellbach – Augsburger Platz – Hedelfingen

17 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, 1 × umsteigen

Umsteigen in die U13
Die fünf Minuten Pause in Fellbach nutzt Claudia um sich an einem Kiosk noch etwas zu trinken zu kaufen. Um 14.35 Uhr fahren wir mit der U1 zurück zum Augsburger Platz, von wo aus es mit der U13 nach Hedelfingen geht, wo wir um 15.03 Uhr ankommen. Genauso wie die Strecke nach Fellbach ist mir die Strecke nach Hedelfingen unbekannt. Hier zeigt sich ein netter Nebeneffekt unserer Aktion: man kommt auch mal an Orte, an denen man vorher noch nie war.

Hedelfingen – Löwentor – Hauptbahnhof – Ruhbank – Ostfildern

45 Haltestellen, 3 Stadtbahnlinien, 2 × umsteigen

Von Hedelfingen geht es mit der U13 zurück bis zum Löwentor, dort steigen wir in die U15 und fahren über Hauptbahnhof und alte Weinsteige hinauf zum Fernsehturm. Der kurze Aufenthalt dort wird als Pinkelpause genutzt bevor es mit der U7 weiter nach Ostfildern geht.

Ostfildern – Waldau – Hauptbahnhof – Killesberg Messe

24 Haltestellen, 1 Stadtbahnlinie, ohne umsteigen

Inzwischen ist es 16.29 Uhr. Noch einmal müssen wir während dieser Fahrt durch den Hauptbahnhof fahren, denn mit der U7 fahren wir bis zur Killesberg Messe.

Killesberg Messe – Charlottenplatz – Hauptbahnhof – Charlottenplatz – Degerloch

11 Haltestellen, 3 Stadtbahnlinien, 2 × umsteigen

Auch das noch: Betriebsstörung
Von der Killesberg Messe fahren wir mit der U7 um 17.10 Uhr wieder über den Hauptbahnhof bis zum Charlottenplatz. Von dort soll unsere Reise eigentlich mit der U2 zum Hölderlinplatz führen. Doch die anhaltenden Durchsagen verheißen nichts Gutes: »Betriebsstörung«. Die Linien U1, U2, U4, U9 und U14 sind unterbrochen. Nachdem die vermutliche Behebung der Störung zunächst mit »bis 18.00 Uhr« dann jedoch mit »bis 18.30 Uhr« angegeben wird, wird uns schnell klar: warten bringt nichts. Wir müssen unsere Route ändern. Wir fahren zunächst zum Hauptbahnhof, in der Hoffnung von dort weiter zu kommen. Dann entschließen wir uns die Fahrt mit der Zahnradbahn, die wir eigentlich zum Schluss machen wollten, vorzuziehen. Wir fahren also mit der U6 um 17.59 Uhr wieder zum Charlottenplatz und weiter bis Degerloch.

Degerloch – Marienplatz – Berliner Platz – Botnang

21 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinie, Zacke, 2 × umsteigen

In Degerlcoh treffen wir auf eine kleine Gruppe junger Frauen. Eine von ihnen feiert ihren Junggesellinnenabschied. Uns bleibt jedoch keine Zeit ihnen etwas für ihre Hochzeitskasse beizusteuern. Wir müssen weiter zur nächsten Haltestelle, an der die Zacke schon bereit steht. Zu allem Verdruss fängt es nun auch noch leicht an zu Regnen. Um 18.14 Uhr fährt die Zacke los und wir genießen die Aussicht, die man aus der Zahnradbahn über Stuttgart hat. Um 18.24 Uhr erreichen wir den Marienplatz. Mit der U14 fahren wir von dort aus zum Berliner Platz, da uns noch drei Strecken fehlen: Botnang, Hölderlinplatz und Inselstraße. Da sich die Störung im Bereich Staatsgalerie ereignet hat, gehe ich davon aus, dass man vom Berliner Platz zumindest Botnang und den Hölderlinplatz problemlos erreichen kann. Laut Durchsage wird die U2 vom Hölderlinplatz kommend, sowie die U4 von Botnang kommen nach Heslach umgeleitet und fahren von dort aus wieder zurück. Gefühlsmäßig kommt 5 Minuten eine U14 am Berliner Platz an, die von dort aus Richtung Heslach zurück fährt. Auf eine U2 oder U4 warten wir jedoch vergebens. Wir entschließen uns die erste Bahn, die weiter fährt zu nehmen: entweder nach Botnang oder zum Hölderlinplatz. Den Gedanken den Hölderlinplatz und die dazwischenliegenden Stationen zu Fuß zu besuchen verwerfen wir wieder, obwohl die Abfahrtstafel ständig zwischen 4, 14 und 24 Minuten wechselt. Um 18.54 Uhr kommt endlich eine U4, in die wir glücklich einsteigen um nach Botnang zu gelangen. Wir fotografieren fleißig weiter als und ein kleines Mädchen anspricht und wissen möchte was wir da machen. Als ich ihr erzähle, dass wir heute alle Haltestellen in Stuttgart besuchen wollen und schon seit halb neun unterwegs sind, bekommt sie große Augen. Ob das nun kindliche Begeisterung ist oder ob sie innerlich den Kopf schüttelt weiß ich nicht.

Botnang – Berliner Platz – Hölderlinplatz

14 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, 1 × umsteigen

Nachdem wir alle Haltestellen bis Botnang fotografiert haben fahren wir wieder zurück bis zum Berliner Platz. Inzwischen ist es 19.24 Uhr. Die Dauer der Störung wird inzwischen mit »bis voraussichtlich 19.30 Uhr« dann mit sogar mit »unbekannt« angegeben. Die Aktion hier Enden zu lassen, so kurz vor dem Ziel kommt für uns jedoch nicht in Frage. Wir warten eine halbe Stunde am Berliner Platz bis um 20.00 Uhr dann doch noch eine U2 einfährt, die uns bis zum Hölderlinplatz bringt.

Hölderlinplatz – Berliner Platz – Rathaus – Inselstraße

18 Haltestellen, 2 Stadtbahnlinien, 1 Bus (Busersatzverkehr), 2 × umsteigen

Es wird ein Busersatzverkehr eingerichtet
Nun fehlt uns nur noch das Teilstück Innenstadt – Inselstraße. Meine Hoffnung, dass die Betriebsstörung behoben ist, wenn wir zum Berliner Platz zurück kommen bewahrheitet sich leider nicht. Von einem Mitarbeiter der SSB, den wir zunächst irrtümlich als Taxifahrer identifizieren, werden wir zu einer Interimshaltestelle des Busersatzverkehrs geschickt. Mit diesem Bus sollen wir fahren. Es ist 20.20 Uhr als im Bus die Durchsage ertönt, dass die Störung behoben sei. Wir steigen an der Bushaltestelle Rathaus aus. Nun soll uns die U4 in Richtung unserer letzte Haltestellen bringen. Instinktiv möchte ich zum Charlottenplatz laufen, als Marcel meint, dass der Abgang zur Haltestelle Rathaus viel näher ist. Wir gehen also zur Stadtbahnhaltestelle Rathaus und erst dort merken wir, dass wir diese ja auch noch fotografieren müssen. Durch die Änderung der Tour hätten wir diese fast vergessen. Die U4 fährt um 20.43 Uhr ein. Am Neckartor wird es dann zum erstem Mal an diesem Tag richtig voll. Anscheinend ist es eine der ersten Bahnen, die wieder fährt. Wegen der Leute haben wir Probleme noch gute Fotos machen zu können. Je weiter wir von der Stadtmitte entfernt sind, desto leerer wird Bahn wieder.

Inselstraße – Raitelsberg

6 Haltestellen, 1 Stadtbahnlinie, ohne umsteigen

Vergessen? Nein! Alle 185 Haltestellen haben wir besucht
Wir haben es fast geschafft: nur noch zwei Haltestellen trennen uns von unserem Ziel: Schlachthof und Raitelsberg. Da aufgrund von Arbeiten an einer Weiche an diesem Wochenende nicht nur die U9 sonder stadteinwärts auch die U4 diese beiden Haltestellen bedient können wir direkt in die nächste Bahn einsteigen. Um 21.17 Uhr haben wir es dann geschafft: die letzte der zu besuchenden Haltestelle haben wir erreicht. Fast zwölf Stunden lang waren wir unterwegs um 185 Haltestellen abzufahren.

Kurze Zeit später meldet sich die Redakteurin nochmals telefonisch bei mir und erkundigt sich über den Ausgang unserer Aktion. »Jeder Zeit wieder«, lautet meine Antwort. Es war interessant an Orte zu fahren, an denen man schon ewig nicht mehr oder noch gar nie war. Auch Claudia und Marcel waren mit dem Ausgang der Aktion zufrieden.
Impressum

Volker Herrmann
Engelbergstr. 34
70499 Stuttgart

+49 (0)177 6139494
v.herrmann(at)gmx.de